Review< Zurück 31.05.2009
Von Max Werschitz
Sequels können normalerweise nur selten mit ihren Vorgängern mithalten. Das Gegenteil ist überraschenderweise bei 'Nachts im Museum 2' der Fall: Hier scheinen nicht nur diverse Museumsexponate, sondern auch die Drehbuch- und vor allem Gag-Autoren plötzlich zum Leben erweckt worden zu sein.
Larry Daley (Ben Stiller) hat es geschafft. Seit seiner Zeit im New Yorker Museum für Naturgeschichte sind zwei Jahre vergangen, und in diesen hat er sich ein kleines Imperium aufgebaut: Mit 'Daley Devices' entwickelt und verscherbelt er diverse durch sein Nachtwächterleben inspirierte, mehr oder weniger praktische Erfindungen, wie zum Beispiel die fluoriszierende Taschenlampe. Als er in seinem vollgestopften Terminplan endlich wieder einmal die Zeit findet "seinem" Museum einen weiteren nächtlichen Besuch abzustatten muss er feststellen dass dieses in Kürze für Renovierungsarbeiten geschlossen wird. Doch es kommt noch schlimmer: sein alter bepferdeter Exponatsfreund Teddy Roosevelt (Robin Williams) verrät ihm dass der Großteil der Ausstellungsstücke, darunter unter anderem auch der liebgewonnene Miniatur-Cowboy Jedediah Smith (Owen Wilson), Parade-Römer Octavius (Steve Coogan), Sacajawea (Mizuo Peck), Dexter das Kapuzineräffchen etc, im Archiv des Smithsonian Institute in Washington landen sollen. Um dort zu verstauben: das magische Tablett des Ahkmenrah, das alle jede Nacht zum Leben erweckt, soll in New York bleiben.
In der darauffolgenden Nacht erhält Larry überraschend einen Anruf von Jedediah aus dem Smithsonian: Dexter hat das Tablett heimlich mitgehen lassen und damit in ihrem neuen "Zuhause" ein Ausstellungsstück zum Leben erweckt das sie nun attackiert und sinistre Pläne mit dem magischen Objekt hat: Kahmunrah (Hank Azaria), Ahkmenrahs älterer Bruder, will mit dem Tablett das Tor zum Jenseits öffnen und seine Armee für die lange ersehnte Weltherrschaft zum Leben erwecken. Larry begibt sich also auf eine Rettugnsmission nach Washington, bei der er bald Hilfe u.a. von Amelia Earhart (Amy Adams) und der riesigen Steinstatue von Präsident Lincoln bekommt. Der "Battle for the Smithsonian", dem größten Museum der Welt, beginnt...
Das Ergebnis dieser Schlacht ist weniger ein Film mit überzeugender (pfeif drauf!) Handlung als einfach ein unglaubliches Gag-Feuerwerk, liebevoll gestaltet in jedem verbalen ebenso wie visuellen Detail, und mit unzähligen satirischen Seitenhieben auf diverse bekannte Filme und (Film-)figuren und deren Klischees. Für mich entstand der Eindruck als hätte man in der Produktionsphase die Drehbuchautoren und Schauspieler für längere Zeit nicht im größten Museum, sondern im größten Spielzeugladen der Welt eingesperrt und ihnen gesagt sie können und sollen machen was sie wollen. Und genau das ist passiert.
In Nachts im Museum 2 erwacht im Gegensatz zum eher konventionellen Teil 1 so ziemlich alles zum Leben was in Reichweite ist - von abstrakten Skulpuren moderner Kunst (ein riesiger herumbobbelnder Luftballon-Pudel) über Gemälde (kleine Ölmalereifiguren werfen Schnebälle aus ihren Bilderrahmen) bis hin zu Merchandising-Produkten im Museums-Shop (ein Rudel kleiner Einstein-Wackelköpfe trägt zur Lösung eines agyptischen Zahlenrätsels bei). Nicht zu vergessen das "Puttenengelgeschwader" das mit Boygroup-Singsang Larry und Amelia gutgemeint in Schwierigkeiten bringt oder die "Der Denker"-Skulptur die mit Arnie-Akzent und angeberischen Muskelposen eine in der Nähe stehende weibliche griechische Statue bezirzen will.
Und beeindruckend ist vor allem auch die Besetzung. Man hat das Gefühl als hätten die Produzenten sämtliche angesagte Comedy-Prominenz für einen großen gemeinsamen Stand Up Gig zusammengetrommelt. Neben den bereits erwähnten Ben Stiller, Robin Williams, Owen Wilson und Steve Coogan sind das unter anderem Jonah Hill (Superbad), Ricky Gervais (original The Office, BBC Extras), Mindy Kaling, Ed Helms und Craig Robinson (alle drei The Office), Bill Hader (Saturday Night Live), Hank Azaria (Dodgeball) und viele mehr. Und ich würde einiges darauf wetten dass diese vor allem beim Schreiben und freien Improvisieren der Dialoge ein Wörtchen zum Mitreden hatten - es gibt im Film unzählige Perlen absurd-komischer Ideen und einen (irr)witzigen Schlagabtausch nach dem anderen.
Ich habe Nachts im Museum 2 bis jetzt nur auf Deutsch gesehen - was ich normalerweise ja eher vermeide da immer einige Subtilitäten und Wortwitze in der Übersetzung verloren gehen - und sogar da habe ich mich halb totgelacht. Für mich ist der Film DIE unterbewertete Comedy-Überraschung des Jahres (wie z.b. auf www.rottentomatoes.com nur 44% zustande kamen kann ich nicht verstehen), und ich bin selbst etwas verblüfft aber muss es einfach tun: er bekommt fünf von fünf Kinomos.
Leute, anschauen! Und gemeinsam auf einen dritten Teil hoffen der den Wahnwitz weiterträgt.
Meine Wertung: |
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